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Trachten Leben
20. März 2021 - 20. Februar 2022
Gleichzeitig mit den baden-württembergischen Heimattagen feiert die Trachtengruppe Alt-Radolfzell e.V. ihr 100-jähriges Gründungsjubiläum. Anlass genug, ihr eine eigene Ausstellung zu widmen! Unter dem Titel „Trachten Leben“ wirft das Stadtmuseum Radolfzell vom 20. März 2021 bis zum 20. Februar 2022 einen unterhaltsamen wie informativen Blick auf die Radolfzeller Tracht. Sie berührt nicht nur die Entwicklung der Tracht und die Vereinsgeschichte, sie zeigt auch, wie die Tracht heute gelebt wird. Und sie wirft einen Blick darauf, wie gesellschaftliche Umstände die Wiederbelebung und das Tragen der Tracht beeinflusst haben. Besucher können sich zudem im Klöppeln üben oder in Trachtenbüchern schwelgen.
Wie lebendig die Tracht als regionales Brauchtum noch heute ist, zeigt eine großformatige Videoinstallation: Trachtenträgerinnen und -träger berichten darin von ihren Erfahrungen mit der Tracht und vom Höhepunkt des Trachtenjahres in Radolfzell, dem Hausherrenfest. Besondere Aufmerksamkeit widmet die Ausstellung dem herausragenden Merkmal der Frauentracht, der Radhaube. Spannende Inszenierungen rücken zum einen ihre Vielfalt, zum anderen aber auch die zu ihrer Herstellung benötigte Handwerkskunst ins rechte Licht. Ungefähr 600 Arbeitsstunden stecken in jeder Radhaube – es sind Meisterwerke!
Ein eigener Raum stellt den Gründervater der Radolfzeller Trachtengruppe, Pfarrer Hermann Sernatinger, vor, und wirft einen Blick auf die Umstände der Wiederbelebung der Tracht. Dabei entführt er auch in das ausgehende 19. und beginnende 20. Jahrhundert und macht das Spannungsfeld zwischen Industrialisierung und Konservativismus deutlich, in dem die süddeutschen Trachtenbewegung entstand. Bis zum heutigen Oktoberfestklamauk mit Dirndl und Lederhosen spannt sich der Bogen der Ausstellung und zeigt, wie stark die Vorstellung von Tracht von gesellschaftlichen Prozessen, Modeströmungen und politischen Meinungen beeinflusst ist. Genauso wie der Begriff „Heimat“ – bis heute.
Dabei finden Akteure, die sich durchaus in der Brauchtumspflege verhaftet sehen, neue Ansätze. Ein Beispiel dafür ist der Fotograf Sebastian Wehrle, der mit seiner Portraitserie „Facing Tradition“ mit gewohnten Sichtweisen auf Trachten bricht und dafür eine sowohl klare als auch spannungsreiche Bildersprache gefunden hat. Eine Auswahl seiner faszinierenden Werke können von den Besuchern im Untergeschoss des Museums nicht nur bewundert, sondern auch käuflich erworben werden. Neben der Radolfzeller Radhaube werden auch Bilder des Villinger Pendants in dieser Präsentation zu sehen sein.