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Purpurschnecke und Färberwaid
23. August 2020 - 12. September 2021
„Purpurschnecke und Färberwaid“ heißt die neue Ausstellung im Haus der Seidenkultur (HdS). Gezeigt wird die spannende Entwicklung der Textilfärberei; angefangen von ersten Farbexperimenten in der Jungsteinzeit über die historische Farbküche des Mittelalters bis hin zu den ersten synthetisch hergestellten Farbstoffen ab Mitte des 19. Jahrhunderts.
Die Signalwirkung kunstvoller Farbmischungen gibt bereits das Ausstellungs-Logo wieder, wo das dominante Rot der Purpurschnecke immer mehr vom Blau der Färberwaid-Pflanze annimmt. Aus dem Färberwaid wurde in Deutschland das Indigoblau gewonnen. „Erst an der Luft oxidiert der Farbstoff und wird langsam blau“ erklärt Kuratorin Dr. Ulrike Denter, die selbst lange Jahre in der Textilforschung gearbeitet hat. Im Focus der Ausstellung sind angewandte Farbtechniken, aus denen verschiedene Berufsgruppen hervorgingen. Die Palette reicht vom Schwarzfärber über den Leinwand- und Tuchfärber bis hin zum Schönfärber. Mit der Zeit entwickelten sich aus den einzelnen Gruppen eigene Zünfte, die jeweils individuelle Wappen mit spezifischen Motiven hatten. Aber auch die Schattenseiten des im wahrsten Sinne des Wortes „schmutzigen Geschäfts“ hat Denter beleuchtet. So wurden die Färber häufig selbst als unrein angesehen, weil sie mit übelriechenden Substanzen, wie Urin und Kuhdung, umgingen. Ursprünglich waren die Färber als Lohnwerker für die tuchverarbeitenden Zünfte tätig und somit strengen Regelungen unterworfen. Denter: „Hohe Strafen waren die Folge, wenn eine Färbung nicht den geforderten Qualitätsansprüchen genügte. Dies ging bis hin zum Abhacken einer Hand.“
Ein Highlight der Ausstellung ist das Fragment einer koptischen Tunika, ein ägyptisches Textilstück, das aus der Zeit des 7. Jahrhunderts (n. Chr.) stammt. Durch einen glücklichen Umstand gelangte die Grabbeigabe als Schenkung in den Besitz des Museums an der Luisenstraße 15, wo „Purpurschnecke und Färberwaid“ am Sonntag, 23. August ab 13 Uhr zu sehen sind.
Der am 23. August aufgenommene Livestream der Vernissage ist in youtube unter https://www.youtube.com/watch?v=DKWEy-n_x8g&feature=youtu.be zu finden.